Peter Hauser ist einer der kreativen Köpfe hinter Epic Lab. Seine Kompositionen zeichnen sich durch ein breites Repertoire an Stilrichtungen aus und durch die Fähigkeit, musikalische Themen zu generieren, die als Ohrwürmer noch lange nachklingen und im Gedächtnis haften bleiben. Erfahre mehr über seinen Schaffensprozess, sein Equipment und seine Philosophie in unserem Kurzinterview.
Wie gehst Du beim Komponieren vor?
Das kommt darauf an, ob ich «nur» ein Stück komponiere oder Musik zum Film. Bei einem Film lass ich mich vom Film inspirieren, suche also erst die passenden Themen nachdem ich die Stimmung des Films eingefangen habe, bei einem Musikstück spiele ich auf dem Klavier einfach drauf los und probiere viel aus.
Welche Software / welches Equipment nutzt Du?
Grundsätzlich braucht es erst einmal einen High-End PC (32 GB RAM, 8/16 Cores) mit 3 Bildschirmen, dazu verwende ich Cubase Pro als DAW (Digital Audio Workstation), das ist quasi die Plattform, innerhalb der sich alles abspielt. Dazu kommen dann zahlreiche Plugins wie ganze klassischen Orchester, Drums, Synthesizer etc. Namentlich besonders zu erwähnen sind unter anderem EastWest Hollywood Orchestra, Nexus 3, Omnisphere 2.6, Kontakt und viele (zahlreiche) andere Plugins insbesondere solche für fette Schlagzeugbatterien und experimentelle Klänge. Schliesslich ein 49-Tasten Keyboard fürs schnelle Bearbeiten, ein 88-Tasten Keyboard mit gewichteten Tasten zum Ausprobieren, spezielle Focal Abhörmonitore, Steinberg Audiointerface, Mikrofone usw. usw. – und last but not least mein eigenes Cello. Die Liste ist lang und hier keinesfalls abschliessend und dementsprechend auch kostspielig.
Welche Filmszenen sind für Dich am schwierigsten, musikalisch zu untermalen?
Animationsfilme zu vertonen mit quietschenden Klarinetten und skalenspielende Violinen ist eine Herausforderung und stilistisch nicht so mein Ding, zudem in hektischen Szenen die Musik 1:1 der Handlung folgen muss, was ein immenser kompositorischer Aufwand bedeutet, der musikalische Bogen darf dabei nicht verloren gehen.
Du bist Solocellist eines Sinfonie- und Opernorchesters: Wie hängt Filmmusik mit Oper zusammen?
Da gibt es grosse Parallelen – im Orchestergraben begleiten wir die Szene(n) bzw. die Handlung, Filmmusik hat im Prinzip die gleiche oder zumindest eine ähnliche Funktion. In der Oper ist das Drama vorherrschend, wohl habe ich deshalb dramatische und wuchtige Musik lieber als leichte Operettenklänge…
Was macht gute Filmmusik für Dich aus?
Wenn man sie nicht als Fremdkörper wahrnimmt und sie mit der Szene zur perfekten Symbiose verschmilzt. Ganz besonders in Szenen, welche einen Höhepunkt der Handlung darstellen, kommt die Musik in den Vordergrund, hat in diesem Moment fast den «grösseren» Stellenwert, weil heftige Emotionen erst mit der Musik entstehen. Schindlers Liste ohne die geniale Musik des genialen John Williams’ – undenkbar. In Filmen, die arm an Dialogen ist, kommt der Musik sogar eine besondere Schlüsselfunktion zu. Wenn ich Musik komponiere, muss mir regelmässig die Gänsehaut herunterlaufen, wenn das nicht der Fall ist, mache ich meiner Auffassung nach etwas falsch.
Wie hat sich Filmmusik aus Deiner Sicht verändert im Vergleich zu den 70er/80er/90er Jahren?
Bleiben wir bei John Williams – eines seiner (ersten) Grossprojekte «THE POSEIDON ADVENTURE» (1972) wurde mit klassischem Orchester und wurde nach heutigem Standard in bescheidenem Stereo aufgenommen – gut hörbar schon diese wuchtigen Klänge, quasi Vorläufer heutiger Blockbuster mit modernem Klang, insbesondere viel Hörnern und warmen Streichern. Der junge Williams war damals der Vorreiter der modernen Filmmusik, wie wir sie dann z.B. auch bei «Indiana Jones» in einer weiteren Dimension erleben durften. Heute ist die digitale Welt nicht mehr wegzudenken, «Dunkirk» von Hans Zimmer beispielsweise sind die realen Orchester- und Synthesizer-Klänge miteinander verflochten. Auch die Grösse der Orchester und die Zusammensetzung der Instrumente hat sich geändert. Viele Filme (insbesondere Serien) werden jedoch nicht mit realen Orchestern musikalisch untermalt, weil schlicht das Geld und die Zeit fehlt. In diesem Fall greifen wir auf Libraries zurück, wo die einzelnen Töne von echten Orchestern eingespielt wurden. Was noch in den 80-ern undenkbar gewesen wäre, ist heute Standard. Interessanterweise ist das keine echte Konkurrenz zu den Filmmusikorchestern, obwohl es Plugins gibt, die einem realen Orchesterklang in nichts mehr nachstehen, ist Filmmusik mit realen Orchestern gefragter denn je.
Was wäre Dein Traumprojekt?
Die Frage kann ich glaube nicht so ohne weiteres beantworten. Wohl weiss man das erst viel später in seinem Leben, was ein Traumprojekt war oder nicht. Der Weg zum «Traumprojekt» ist mit Hürden, Pflastersteinen und grossen Hindernissen gespickt. Wenn die überwunden sind und das Ergebnis genau deinen Vorstellungen entspricht, dann ist es sicher ein Traumprojekt.